28.07.2016

Evangelische Allianz: „Christsein heißt politische Verantwortung übernehmen“

Am Mittwochabend ist in Bad Blankenburg die 121. Allianzkonferenz gestartet. Zur Eröffnung predigte Theo Schneider, ehemaliger Generalsekretär des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, und betonte, dass das Evangelium allen Menschen gelte – unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder politischer Meinung. „In der Gemeinde ist Platz für jeden“, sagte er. Die christliche Gemeinde lebe von der Begegnung und dem Austausch untereinander. „Christsein ist ein Mannschaftssport. Kein Einzelner und keine Gemeinde sollten allein in ihrer Ecke spielen.“

Zur Eröffnungsveranstaltung waren auch der Bürgermeister von Bad Blankenburg, Frank Persike (Die Linke), die Bundestagsabgeordnete Carola Stauche (CDU) sowie der Bad Blankenburger Pfarrer und Superintendent des Kirchenkreises Rudolstadt-Saalfeld Andreas Kämpf dabei. Bürgermeister Persike lobte die seit vielen Jahren gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Evangelischen Allianz.

In einer der Bibelarbeiten am Donnerstagmorgen betonte der Theologe Heiko Bräuning, dass Gott die Menschen frei mache vom Druck, sich beweisen zu müssen. „Überall spielt sich ein gnadenloser Prozess ab, in dem es um unseren Wert, unsere Existenzberechtigung geht“, stellte Bräuning fest. Kinder würden in der Schule nach ihrer Leistung beurteilt, später gehe es um Leistung im Beruf. „Wir Menschen stehen ein Leben lang vor einem Dauertribunal, wo wir uns rechtfertigen müssen, warum wir so sind, wie wir sind.“ Anhand des Briefes von Paulus an die Römer erklärte der Theologe: Da Jesus am Kreuz gestorben sei, habe Gott auf diese Weise diesem „Anklage-Verteidigungs-Prozess“ ein Ende gemacht. „Gott spricht ein höchstrichterliches Urteil: Du bist frei. Ich entschuldige dich. Du darfst so sein, wie du bist.“ Dies könne auch dabei helfen, anderen Menschen offen und ohne Vorurteile zu begegnen, sie nicht in gedankliche Schubladen zu stecken. Denn auch sie seien von Gott angenommen. Mit dieser Botschaft könnten Christen etwas zum Frieden in der Welt beitragen.

Uwe Heimowski, der ab Oktober als Beauftragter der Evangelischen Allianz am Sitz der Bundesregierung und des Bundestages in Berlin tätig sein wird, ermutigte Christen dazu, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren. „Es gibt viele Möglichkeiten und offene Türen, sich einzubringen“, machte Heimowski deutlich. Als Beispiele nannte er die Flüchtlingshilfe, politisches Engagement in einer Partei, Verantwortung als Elternsprecher im Kindergarten oder der Schule zu übernehmen oder auch die Bereitschaft, in Seniorenheimen alten und einsamen Menschen Zeit und Zuwendung zu schenken. „Die Botschaft der Christen hat eine Bedeutung für die Gesellschaft. Wenn wir sagen: 'Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes', wirkt sich das darauf aus, wie wir mit alten, mit behinderten oder ausgebeuteten Menschen umgehen.“ Heimowski stellte außerdem fest, dass es ein gesellschaftliches Grundklima der Kritik und des Misstrauens gegenüber Politikern gebe. „Politikern tut es gut, wenn sie wissen, dass Menschen für sie beten und nicht alles infrage stellen. Wir brauchen eine Kultur des Respekts und des Gebets.“ Die Evangelische Allianz sei eine Gebetsbewegung, das sollten Politiker auch erfahren.