28.07.2017

Allianzkonferenz ruft zu politischem Engagement auf

Luther-Nachfahrin wünscht sich zum Reformationsjubiläum mehr Mut zum Bekenntnis

Uwe Heimowski, Politik-Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz, hat im Rahmen der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg zum Gebet für Politiker ermutigt – und Christen aufgefordert, politisch aktiv zu werden. Bei seinem Seminar „Für Politiker beten“ am Donnerstagnachmittag riet der 53-Jährige: „Betet für die Menschen in der Politik und nehmt wahr, dass jemand, der eine andere Meinung hat, noch lange kein Feind ist.“ Christen sollen ihre Gebetsunterstützung nicht bloß auf „ihre“ Partei konzentrieren. „Man kann in jeder Partei Christ sein“, betonte Heimowski. Dementsprechend sei auch die Deutsche Evangelische Allianz parteipolitisch neutral, sie vertrete „Positionen, keine Parteien“.

Er forderte Christen zudem auf, selbst politische Verantwortung zu übernehmen. Wer frustriert sei, dass seine Position im politischen Diskurs zu wenig vertreten werde, solle sich engagieren. Im Anschluss gab es eine Gebetsrunde für Politiker und politische Themen, etwa die Rolle Deutschlands in der Welt oder den Klimaschutz.

Aus ethischer Verantwortung Perspektiven in armen Ländern schaffen

„Du musst nicht die ganze Welt retten, das kannst du auch gar nicht. Dafür können wir beten. Aber das, was wir tun können, sollten wir anpacken und tun“, erklärte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein aus dem Wahlkreis Siegen-Wittgenstein bei einem Seminar auf der Konferenz, das sich mit dem Thema Armut beschäftigte. Menschen in armen Ländern, etwa in Afrika, brauchten Chancen und Jobs. „Aus ethischem und aus eigenem Interesse sollten wir dafür sorgen, dass die Menschen dort, wo sie leben, bessere Chancen, Jobs und Einkommensmöglichkeiten haben. Wir sollten nicht nur Wasserleitungen fördern, sondern Technologiezentren rund um afrikanische Universitäten unterstützen.“

Denn nicht Bauern aus jenen Ländern machten sich auf den Weg nach Europa, sondern „diejenigen, die merken, dass sie weniger Chancen haben, als sie meinen zu verdienen: besser Ausgebildete, die auch in jenen Ländern dringend gebraucht werden“. Klein verspreche sich davon auch, dass auf diese Weise die Zivilgesellschaft gefördert werde. Das könne sich wiederum positiv im Kampf gegen korrupte staatliche Strukturen auswirken.

Der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (CDU, Chemnitz), erinnerte am Donnerstag bei seiner Bibelarbeit an die Bedeutung der Gnade Gottes. Diese führe in eine neue persönliche Freiheit und zu einem Wechsel der Perspektive. Die Gnade bewirke ein „Lieben ohne Ansehen der Person“ und könne zu gutem Handeln führen. Das illustrierte er mit dem Beispiel des englischen Sklavenhändlers John Newton. Nachdem dieser die Bedeutung der Gnade Gottes erkannt hatte, ließ er seine Sklaven frei und setzte sich fortan im englischen Parlament gegen die Sklaverei ein. Aus seiner Feder stammt das berühmte Lied „Amazing Grace.“

Luther-Nachfahrin wünscht sich mehr Mut zum Bekenntnis

Die Luther-Nachfahrin Astrid Eichler las am Donnerstagabend aus Briefen, die sie anlässlich des Reformationsjubiläums in diesem Jahr an ihren Urahn Martin Luther geschrieben hat. Darin machte die ehemalige Pfarrerin deutlich, dass ihr zum Jubiläum nicht nach feiern zumute sei, weil sie sich Sorgen mache um ihre Kirche. „Dass Kirchen geschlossen werden, weil sie nicht mehr gebraucht werden, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.“ Sie wünsche sich von ihrer Kirche wieder mehr Mut zum Bekenntnis.

Reformbedarf sieht sie heute vor allem in der Verkündigung: Darin müsse es mehr um Jesus Christus gehen. Die Kirche schaffe sich selbst ab, wenn sie das Bekenntnis „solus Christus“ nicht mehr in die Welt trage, dass also Jesus der einzige Weg zum Seelenheil sei. Sie hoffe, „dass wir nicht nur feiern und uns erinnern, sondern auch zu Menschen werden, die entschlossen für das Evangelium eintreten“ – so wie ihr Vorfahr Martin Luther. In 15. Generation stammt Eichler von Luthers jüngster Tochter ab.

Die Bad Blankenburger Allianzkonferenz steht in diesem Jahr unter dem Motto „reform.aktion“ und greift Impulse aus der Reformation auf. Grundlage sind dafür Texte aus dem Römerbrief. Die Konferenz geht noch bis Sonntag. Tagesgäste können auch ohne vorherige Anmeldung teilnehmen.

Veranstaltet wird die Konferenz von der Deutschen Evangelischen Allianz. Diese ist ein Netzwerk verschiedener evangelisch gesinnter Organisationen und Gemeinden. Gegründet wurde sie 1846 in London als interkonfessionelle Einigungsbewegung. In Deutschland gib es rund 1.000 örtliche Allianzen. Vorsitzender der DEA ist Pastor Ekkehart Vetter, der hauptamtlich Präses des freikirchlichen Mülheimer Verbandes ist. Die erste Allianzkonferenz fand 1886 in Bad Blankenburg statt.